Von Wünschen und Bloggern



Wie gut wir anderen Ratschläge erteilen können. Doch finden wir selber auch immer wieder die eigene Nase, an die wir uns fassen?


Im August 2014 begann ich zu bloggen. Seit dem verzeichne ich über 7 Millionen Seitenaufrufe, habe über 1.400 follower, was ich großartig finde. 

Ich erhalte viele private Nachrichten und Fragen zu den Themen Ernährung, Gesundheit, Partnerschaft, wie finde ich einen guten Therapeuten ... ihr könnt euch vorstellen, wie viel Zeit das Antworten kostet. Ohne dass es euch etwas kostet. Und immer wieder stellt man mir und den KollegInnen die Frage: 

Warum schreiben Blogger überhaupt?


Nun ... zum einen freuen sich die Partner von Bloggern. Sie haben besonders viel von ihren Liebsten. Sogar nachts sehen sie sie häufiger, als normalen Menschen das vergönnt ist. 


Kaum geht das Licht aus, fällt dem Blogger noch etwas Wichtiges ein, was er sich unbedingt notieren muss. 


Licht wieder an. Verflixt, wo ist der Kuli? Moment, da! 
"Bin schon fertig."

Zehn Minuten später. "Ach, nur eins eben kurz..."
Licht an. Schreib. Licht aus. 
Zwei Stunden später, Blogger hat zuviel (Wasser!) am Abend beim Schreiben getrunken, muss zum Örtchen. Natürlich im Dunklen, man will ja nicht stören. Im Bad summt eine Fliege. Setzt sich auf den Oberschenken, das kitzelt auf der Haut. 

Haut? 


Da fällt dem Blogger etwas ein. Zurück im Ruhegemach schnell die Bettlampe an, die paar Stichworte notieren, Büchlein und Stift weg, ups, Mist, jetzt ist er aufs Parkett geknallt. Blogger-Gatte schreckt hoch:

"Ist was passiert?"
Bloggerin wispert: 
"Sorry, bin schon still." 
Licht aus. 
Schlafen. 

Schlafen?


Das mit der Fliege, und den Sensoren auf der Haut, ob das die Leser interessant finden? Warum man zum Beispiel an einer Stelle den Einstich der Spritze nicht spürt, an anderer sehr wohl, und sich sogar noch ein blauer Fleck bildet? Aber, hatte ich das Thema Haut nicht neulich schon?

Aufstehen. Im Dunklen ins Büro schleichen, Licht an, Computerbildschirm, aus ist der PC eh nie. Scroll, blätter, schau ... nee, nichts von Haut. Gut. Licht ... oh, Rollade nicht runter; und der Nachbarjunge kommt gerade mit seinen Freunden heim, sieht mich um zwei Uhr nachts hier herumschleichen wie einen Einbrecher ohne Schlafanzug, aber mit Schlafentzug. Mist. 

Jetzt aber ins Bett. Boah, sind meine Füße kalt. Ich schieb sie mal rüber, auf der rechten Betthälfte ist es immer warm. Ein kleines Schnauben. Ich verharre still. Also, nicht ich natürlich, ich erzähle ja von irgendeinem Beispiels-Blogger. 

Was höre ich? Blogger-Gatte schnarcht? Dabei hatte er neulich doch diesen Eingriff, der  ... ob andere Frauen DAS interessieren würde? 

Das Thema schnarchen 

Wie man trotzdem schlafen kann, und ob so eine Op etwas nutzt? 

Nochmal Licht an? Nein, lieber nicht. Ich kann, glaub ich, auch so schreiben, versuche es mal....

Eine Stunde später, endlich eingeschlafen, schellt des Gatten Frühdienst-Wecker. Wie lieb er ist:
"Du kannst ja noch liegen bleiben, hast heut Nacht unruhig geschlafen, oder?"

Küsschen, Tschüsschen.

Liegenbleiben!?


Ich habe inzwischen so viel Kopfkino laufen, das geht gar nicht, außerdem ist es auch schon fast 5 Uhr. Nur eben warten, bis Blogger-Gatte weg ist, damit man nicht wieder hört:" Du bist verrückt."

Dann ins Büro, Rollo runter, damit die gleich erwachenden Gassigeher mich so nicht hier sitzen sehen. 

Der Tag vergeht mit Sprechstunde, Überlegen, Beraten, Recherchieren, Posten, Gesprächen, die Kurzgeschichte einer Kollegin rezensieren, schreiben, den Plot des Romanes überarbeiten, Kommentieren, Nachmittags-Sprechstunde, Hausarbeit, Schreiben, Überlegen, andere Blogs beehren, schöne Bilder suchen, Urheberrecht beachten ... nach 15 Stunden ist Feierabend. Posts sind fertig. Ich habe Hunger. 

Oh. 

Rezept?


Ja. Ein Rezept, ein schnelles, DAS interessiert doch jeden Leser, ob berufstätig oder nicht. Fix zubereitet, lecker, mit Zutaten, die wir stets zu Hause haben. Nicht zu schwer, damit es noch für ein paar Stücke Feierabend-Schokolade reicht, oder ein paar Nüsschen?

Also, ich hab in meinem Kühlschrank ... ja, das geht ... dazu nehme ich hier die ... wo ist die Kamera, ich mache Bilder, und kann das ja nach dem Essen einstellen. 
Wobei ...

Dann ist es für viele zu spät. Also besser erst einstellen, dann essen. 

Als ich  bzw.  beschriebener Blogger abends ins Bett geht, vergisst er, den Wecker zu stellen, die Socken auszuziehen, das Fenster zu schließen, die Rollos hinab zu fahren, Licht in der Diele auszumachen ... aber das Notizbuch liegt am Bett!
Hm- doch wo ist der Gatte? Der hat doch nicht das Nahe gesucht und ruht im Nebenzimmer? Wobei - wäre das eine Lösung ... darüber könnte man doch vielleicht mal schreiben. Und auch, wie sinnfrei viele der angepriesenen Behandlungen sind ... hm ...



Ja, so geht das. Wir blogger denken, sinnieren, schreiben, beantworten. Und dann? 

... wird jemand aufmerksam und bittet: jetzt schreib endlich dein Buch. Denn das ist es doch, was du gern möchtest, schon früher als Wunsch hattest.


Mit alten Wünschen lassen sich neue Wege beschreiten.


Ich hatte (unter Anderem!)  drei große Lebensträume: 

1. mindestens ein Kind zu bekommen. 
2. einen Motorradführerschein zu machen und 
3. zu schreiben. 

Ja, mit alten Wünschen lassen sich großartig neue Wege beschreiben. Deshalb blogge und schreibe ich. 

Aktuell einen neuen Ratgeber (nach meinem kleinen Erstversuch/ebook über Hypnose und Selbsthypnose). Und ich überarbeite endlich mein Manuskript. Auch ein alter Wunsch. 

Wir lesen uns. 
Wieder und wieder. 
DANKE für eure Treue.

Herzlichst, BiggY

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