Kein letzter Bulle

                                                                                       (Bild:Elvert Barnes)

Einst war ich mit meinem Motorrad unterwegs. Leider waren einige Straßenschilder falsch ausgezeichnet. Fand ich.
An einer kleinen Ampel hielt ein Polizei-Motorrad neben mir. Der uniformierte Fahrer blickte von seinem höheren Ross auf mich herab. Durch Handzeichen gab er mir zu verstehen, ich möge rechts an die Seite fahren. Mein Herz pochte laut in seinem Beutel, ich würgte an einem Kloß herum, aber am Mageneingang blieb er hängen. Fiel mir eine Begründung ein?
Er stieg von seiner Maschine. Bockte sie lässig auf. Tastete an seine Brusttasche, ich konnte den  gefürchteten Strafzettel-Block durch seine Lederjacke erahnen. Er schritt langsam auf mich zu, aber gut, er war ja schließlich Beamter. Oder kostete er die Vorfreude auf seinen Fang aus? Das brachte eine Quote namens Ted, das wusste ich.
Fand ich denn keine geeignete Stellungnahme? Keine plausible Erklärung? Würde er alle Ausreden kennen? Sich beschwichtigen lassen? War er ein Stiesel? Oder menschlich? Er kam näher, jetzt stand er vor mir, schob sein Visier lässig Richtung Stirn, so wie Django früher seinen Cowboyhut.
Ich klappte das Visier meines Helmes hoch, ahmte seinen langsamen Bewegungen nach. Er blickte ernst oder streng, ich konnte es nicht deuten, in meine Augen:"Sie wissen, warum ich Sie angehalten habe?"
O verflixt, fiel mir denn gar nichts ein? Ich suchte und suchte. Doch mir fiel nichts besseres ein als: "Sie wollten mich kennen lernen?"
Er stutzte. Trat einen Schritt zurück. Dann lachte er - puh! Er tippte auf meine Schulter, empfahl mir:"Demnächst langsamer, ok?" Nachdem er noch den Koffer auf meinem Gepäckträger ordentlich verschlossen hatte, mir erklärt hatte, wo die nächste Tankstelle läge, meinen Handschuh aufgehoben hatte, den ich vor Nervosität hatte fallen lassen, winkte er mich weiter. Es gibt ihn also doch noch, diesen Freund-und-Helfer. Und jetzt ist er mein Ehemann.
Herzlichst, BiggY