Ist das billig oder geht das weg?




Neulich habe ich erzählt, dass ich mir ein Verwöhn-Programm gegönnt hatte. 


Ich fühlte mich wunderbar und freundlich empfangen. Und doch frage ich mich, wie lange ich weiterhin in dieses kleine, behagliche Studio gehen kann. 



Ich bin seit über 20 Jahren selbständig und kenne die Tücken der Preisgestaltung. 

Zu teuer ist nicht gut für die Patienten/Klienten/Kunden. 


Zu günstig nicht für den Unternehmer. Ich selber habe meinen mühevollen Weg gefunden. 



Doch die beiden jungen Frauen, die der Arbeitslosigkeit entkommen wollten, müssen noch Felsbrocken für Felsbrocken den Berg hinauf rollen, und hinab stoßen, bis die Spitze unverdeckt vor ihnen liegt.



Die Kosten eines Geschäftes, Haftpflichtversicherung, Krankenkasse, Strom, GEMA, Telefon, ein Internetauftritt und eine Homepage einrichten, die Aus- und Weiterbildung ... kosten viel. Werbung noch mehr. Doch ohne wird man nicht bekannt. 



Ich war 2,5 Stunden in dem Studio, sollte 40 Euro bezahlen. Sorry, aber das ging gar nicht. Überlege mal, was eine Stunde Handwerkslohn kostet. 

Ich glaube, die junge Inhaberin war sprachlos, als ich den Betrag korrekt anpasste. 
Nett von mir?
Vielleicht eher egoistisch. 


Ich möchte weiterhin einmal im Monat ein bisschen Auszeit genießen. Wenn die Finanzen nicht stimmen, werden diese talentierten Frauen, die in Düsseldorf an der Kö mit Sicherheit hoch geschätzt würden, ihren Laden schließen müssen. 



Damit ist ihnen nicht geholfen, und mir auch nicht. Günstig mag ja schön sein. Hilfreich ist es nicht immer. 




Allein im Vest gibt es 34.000 Arbeitslose. Kinderarbeit und Ausbeutung wollen wir nicht. Sklaverei schon gar nicht, die Zeiten sind vorbei. 

Sind sie? 


Aber doch wollen viele ein T-Shirt für 3,90 Euro? Eine Jeans für 9,90 Euro? Wie soll das auf korrektem Wege gehen? 




Autoren schreiben gern. Wenn sie das Buch bei Amazon für 99 Cent einstellen (wovon sie 1/3 bekommen, welches sie noch versteuern müssen), kaufen die Leute innerhalb der ersten fünf Tage - wo es umsonst ist. 



Will wirklich jemand erzählen, dass er keinen Euro übrig hat? 




Klar, jeder freut sich über ein Geschenkchen, eine Aufmerksamkeit, eine "Dreingabe". 

Aber ich mag übertriebene Umsonst-Mentalität nicht. Und teile sie auch nicht. 


Andererseits: Wir Menschen sind im Alltag oft im Dauerlauf unterwegs. Handeln spontan, machen uns keine Gedanken. Das verstehe ich sogar. 




Vielleicht können wir demnächst bei der Suche nach einem Schnäppchen einen Moment innehalten? Schauen wir uns doch die Innenstädte an. Bei uns glänzt ein Großteil der Ladengeschäfte - mit Abwesenheit. Leerstand. Bei dir auch?



Es muss doch nicht hyperteuer oder spottbillig sein. Aber eine angemessene Entlohnung für Leistungen soll es bitte (auch für Selbständige) geben. 



Besagte junge Frau macht ab April neben ihrer Selbständigkeit eine Ausbildung. Damit sie krankenversichert ist. Und wenigstens ein kleines Einkommen hat, und nicht nur Kosten. 



Muss das so sein, was meinst du? 


Herzlichst, BiggY



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